Amateurfunk im Asyl

Nein, es folgt keine politisch korrekte oder inkorrekte Abhandlung zum Für und Wider der törichten Laienspiele dieser Tage aus dem Deutschen Bundestag. Hier soll es um die, im übertragenen Sinne, verbannte Amateurfunkstation gehen. Um die Transceiver, die ferngesteuert ihren Dienst tun. Denn trotz aller runden Tische und Interessenvertretungen in Politik und EU, werden die HF-Spektren weiterhin und mit steigendem Niveau verantwortungslos verunreinigt.

Quecksilber, Störspektren und Internet im Neuland

Heute sind massive Störungen auf der Kurzwelle zur Selbstverständlichkeit verkommen, nicht nur in Ballungsgebieten. Störpegel werden heute nicht nur durch PLC generiert, auch technische Errungenschaften wie moderne Fernsehgeräte, allerlei Consumer-Elektronik und Energiesparlampen verunreinigen unsere geliebte Kurzwelle. Letztere, also die Energiesparlampen, bringen uns auch endlich wieder das giftige Quecksilber in den Haushalt. Wissenswert und gewissermaßen demaskierend ist, dass gerade solche gesundheitsschädlichen Produkte von grünen Ideologen aggressiv eingefordert werden und gleichzeitig gesundheitlich unbedenkliche Produkte mittlerweile verboten sind. Jetzt haben wir also neben schlimmsten HF-Störungen unter Umständen auch Gifte im Haus. Nun bin ich doch ein wenig ins Politische verlottert.

Nicht nur das bis auf weitere Zeit irreparabel verseuchte HF-Spektrum, auch meine ungünstige Antennen-Situation liessen mich schon vor Jahren über eine Remote-Station nachdenken. Auf dem Grundstück, nur 20 Kilometer östlich von Berlin, wäre deutlich mehr Platz für eine oder mehrer Antennen. Nur war es dort, 15 Jahre nach Einführung privater DSL-Anschlüsse in einem Hochtechnologieland, undenkbar ans digitale „Neuland“ angeschlossen zu werden. Auch der Empfang von 3G oder LTE ist in vielen Teilen Namibias besser als dort. Aber manchmal geschehen Wunder, plötzlich war nun doch ein DSL-Anschluss möglich. Und keine zwei Wochen später stand meine erste Version der Remote-Station.

Der Apple-Transceiver mit remoterig

Die Basis meiner fernbedienten Station bildet die einzigartige Hardware der schwedischen Firma „microbit“. Es gibt verschiedene Varianten der remote-Hardware, ich nutze das System „RRC-1258MkIIs“. Der Transceiver ist von Kenwood, ein TS-480. Dieser Transceiver eignet sich sehr gut für den Remote-Betrieb. Er hat ein abgesetztes Bedienteil, einen eingebauten Antennen-Tuner und man kann zwei Antennen anschließen, welche sich am Bedienteil umschalten lassen. Damit der Transceiver nicht ständig unter Strom ist, schalte ich die Anlage, bevor ich QRV werde, über das Internet mit einem IP-Schalter ein. Einen solchen Schalter kann man heute überall kaufen. Ich nutze den „webswitch 1216h“ der auch bei microbit erhältlich ist. All diese Komponenten, die beiden schwarzen RRC-Boxen und der webswitch, haben eine umfangreiche Web-Oberfläche, um umfangreiche Konfigurationen anzustellen. Alle Bestandteile sind in einem robusten Aluminium-Gehäuse untergebracht, es handelt sich hierbei um das Gehäuse eines Apple Power Mac G5. Daher nenne ich meine Remote-Station auch „Apple-Transceiver“.

Apple-Transceiver mit remoterig

 

Router, Transceiver (TS-480), remoterig, 25A-Netzteil – alles drin!

Remote-Funkbetrieb in der Praxis

Den Betrieb in SSB oder CW kann man, wenn alles eingerichtet ist, ganz einfach beschreiben. Man vergisst, dass man remote arbeitet. Telegrafie fühlt sich so wie immer an. Der Transceiver schaltet und sendet wie üblich. Wenn man am VFO dreht, dann geschieht alles so, wie man es kennt. Es sind keine Verzögerungen oder Ausfälle zu spüren.

So sieht die Web-Oberfläche der RRCs aus

 

Die RRCs gestatten es, serielle Schnittstellen durchs Internet bereitszustellen. So ist es ohne Weiteres möglich, mit CAT zu arbeiten. Ich nutze das aktiv, um z.B. die Frequenzübernahme von DX-Spots im Logbuch auf Mausklick, wie gewöhnlich, zu realisieren. Auch das Senden von CW-Macros ist selbstverständlich.

Sollten allerdings große Uploads im lokalen Netzwerk laufen, dann gibt durchaus Audio-Knackser und auch unangenehme Verzögerungen entstehen. Ich kann das jedoch absolut verschmerzen, denn ich kann zu Hause funken und das auf sensationell ruhigen Bändern. Es ist nahezu unglaublich, zu sehen, wie das S-Meter, nicht überall, auf vielen QRGs nicht zuckt.

Jetzt, nach einigen Wochen Betrieb, über hundert QSOs und vielen pileups, kann ich sagen, dass remoterig ein absolut stabiles und empfehlenswertes System ist. Es mag zwar ein paar Euro kosten und die Einrichtung, je nach Anspruch und Ausgangssituation, etwas Zeit und Hirn in Anspruch nehmen, aber es ist jeden Taler wert.

Übersicht zur vorläufigen Konfiguration – KLICKEN zum vergrößern.

 

Remote-Stationen sind weit verbreitet

Für mich stehen nun noch einige Arbeiten an. Zum einem werde ich noch eine bessere Antenne aufbauen. Über die Anschaffung einer remote-fähigen Endstufe wie die EXPERT 1.3K-FA wird nachgedacht. Auch werde ich versuchen, den Traffic zu priorisieren. Wenn sozusagen remoterig im Netzwerk immer Vorfahrt hat, können so die Audioaussetzer möglicherweise beseitigt werden, wenn  anderweitig Daten im lokalem Netz hochgeladen werden. Seit einiger Zeit kann man für die remoterig-Boxen (RRC-1258 MkII) optionale WLAN-Adapter kaufen. So kann man noch einfacher in z.B. Hotels oder mit Handy/Tethering von überall QRV werden.

Im Zuge meiner Erkundungsmissionen durchs Netz war mir aufgefallen, dass mittlerweile sehr viele OMs ihre Stationen remote bedienen. Scheinbar unbemerkt vom „mainstream“ hat sich da eine Szene entwickelt. OMs die mit ihren Stationen fernbedient arbeiten, um wieder saubere Bänder zu hören und bessere Antennen zu nutzen.

Apple-Transceiver mit Anschlüssen für Antennen, Strom und Lan

2 Kommentare

  1. Hallo Ron,

    Gratulatin zur feinen Remote-Station. Wie immer ein schöner Artikel und gute Grafiken.
    Hoffe man hört Dich dann wieder öfter im PileUp und der Länderstand steigt.
    Sollte ich mal meine Antennen vom Dach des Mietshauses entfernen müssen mache ich es genauso und pachte ich den Wasserturm am Obersee und funke auch per Remote. :-)

    73 Tom

  2. Ich hoffe, dass du deine Antennen noch bis ans Ende nutzen kannst. Einen aktiven Funkamateur die Antennen zu nehmen, gleicht wohl fast einer Amputation.

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